Wenn dir der liebliche Duft von Currywurst und Dönerfleisch in die Nase steigt. Das Zischen beim Öffnen einer eisgekühlten Club Mate das Blut in den Adern gefrieren lässt und du, wenn du einen Berliner, Kreppel oder Krapfen genießen willst, ironischerweise einen Pfannkuchen bestellen musst, dann weißt du: Du bist in Berlin. Du bist in der Marheineke-Markthalle.

Die kulinarische Bandbreite dieser Stadt gleicht Mozarts 3. Sinfonie in Es-Dur: Vielfältig, innovativ und immer für Überraschungen gut. Und diese Vielfalt findest du unweit der Sigmund Freud Universität – nämlich in der Markthalle 11, auch bekannt als Marheineke-Markthalle. Knapp 8 Minuten Fußweg von der Uni entfernt (zusammen mit meiner Kommilitonin Michelle ist man auch gut und gerne mal 12 Minuten unterwegs) prägt das, während des 2. Weltkriegs stark beschädigte und zwischen den 50er und 60er Jahren wieder errichtete Bauwerk den gesamten Kiez und strahlt bis weit über die Bezirksgrenzen hinweg. Nicht nur optisch ist das Gebäude ein architektonischer Hingucker, sondern erfreut insbesondere durch sein buntes Innenleben. Wie Großmutters Zinnsoldaten reiht sich im Inneren der Halle ein liebevoll gestalteter Marktstand neben den nächsten. Von Grundnahrungsmitteln wie Brot, Wurst, Käse, Gemüse und Obst bis hin zur Haute Cuisine an der Austernbar lädt das Angebot des Food-Tempels zu einer „Tour de Genuss“ ein. Es werden Spezialitäten aus der ganzen Welt angeboten: Kumpir aus der Türkei, Penne aus Italien, griechische Pita, spanische Paella oder Quiche Lorraine aus Nord-Frankreich – hier kommt jede*r Gourmet auf seine/ ihre Kosten.

Austernbar

Wir. In der Mittagspause. Immer.

Die Inhaberin von Gizmo’s Sweet Coffee, einem türkischen Cafe in der Markthalle verriet, dass Gäste aus ganz Berlin in die Markthalle strömen und sie auch bei Touristen sehr beliebt sei. Neben den Arbeitenden aus den umliegenden Büros und Läden seien Berlin-Besucher der größte Kundenstamm in der Halle.

Studierende der SFU empfehlen:

Von A wie Artischocke bis Z wie Zirbenschnaps wird jedes noch so exotische Bedürfnis befriedigt. Doch wie heißt es so schön: Wer die Wahl hat, hat auch die Qual. Und um die Entscheidungsfindung ein klein wenig einfacher zu machen – immerhin ist die Zeit in der Mittagspause ja auch begrenzt – zeigt euch der Pionierstudiengang Medien und Digitaljournalismus seine Lieblingsgerichte:

Eine Markthalle für Jedermann und Jedefrau – oder etwa nicht?

Die Stimmung in und um die Marheineke-Markthalle ist zumeist sehr ausgelassen. Man sieht Rentner*Innen die sich zu Kaffee und Kuchen treffen, junge Familien, die frisches Obst und Gemüse aus der Region besorgen und Männer mit Schlips und Kragen, die ihren Business-Lunch in Windeseile verschlingen, da bestimmt schon das nächste Meeting oder ein wichtiger Call anstehen. Die allseits bekannte und beliebte „Berliner Mischung“ scheint in der Kreuzberger Markthalle noch vorhanden zu sein, was wohl auch den Löwenanteil ihres Charmes ausmacht. Unabhängig von kulturellem oder ökonomischem Background ist hier jede*r herzlich willkommen.

Abgerundet wird das Angebot mit Handwerk und Dienstleistungen, wie Schlüsseldienst, Schuster, Blumenladen und einem Buchhändler. Ambitionierte Kunstausstellungen, kleine Events und der Radiosender multicult fm (aufgepasst liebe Studierende der SFU, hier ist ein potentieller Arbeitgeber mit Wohlstandsbauch-Garantie beheimatet) machen die Marheineke Halle auch zu einem kulturell spannenden Erlebnis.

Die Marheineke-Markthalle ist zugleich auch in gewisser Weise zur Symbolfigur für den Wandel im Bergmannkiez und die Gentrifizierung Kreuzbergs geworden. 2007 brachen aufgrund einer umfassenden Modernisierung des Gebäudes zahlreiche Protestaktionen aus, um den einstigen Kiez-Charm in der Gegend zu erhalten. Aus der Markthalle sollte kein Fast-Food-Konsumtempel für beigefarben gekleidete Rentner*Innen und betuchte Schwab*Innen werden. Schlussendlich setzte sich ein Konzept durch, welches sowohl die Gewerbetreibenden als auch Anwohner*Innen und Besucher*Innen zufrieden stellte. Das kann man auch dem wuseligen Treiben zur Mittagszeit entnehmen.

Und während wir alle herzhaft die herrlichen Austern an der Bar schlürfen, an unserem frisch gepressten Bio-Smoothie aus regionalem Obstanbau nuckeln und genüsslich an Brotmeisterei Steineckes glutenfreiem Dinkelbrötchen knabbern, scheint die Erinnerung an ein Berlin, in dem es bis vor wenigen Jahren noch Döner um 1,50 € zu kaufen gab, allmählich zu verblassen.

Weinen

Sad but true.

Und wem jetzt endgültig das Wasser im Mund zusammenläuft, kann sich hier vorab schonmal virtuell durchkosten.

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 8:00 bis 20:00 Uhr und samstags von 8:00 bis 18:00 Uhr

Marheineke-Markthalle Marheinekeplatz 15 10961 Berlin